Die Aufgaben und Zuständigkeiten eines Notars oder einer Notarin sind äußerst vielfältig, aber was genau sie beinhalten, wird selten diskutiert. Auf der einen Seite ist der Notar der offizielle Vertreter des Staates. Als Inhaber eines öffentlichen Amtes, das ihm vom Staat verliehen wurde, ist er in dieser Funktion ein Souverän. Der rechtsuchende Bürger erkennt das unter anderem an dem Amtsschild, welches das Staatswappen des Notariats zeigt.
Ein anderer Aspekt der Tätigkeit des Notars steht für dich als Kunde im Vordergrund. Bei komplizierten und bedeutenden Rechtsangelegenheiten fungiert der Notar als vertraulicher und objektiver Berater sowohl für dich als auch für die anderen Vertragsparteien. In rechtlichen Kontexten wie Immobiliengeschäften, Testamenten, Ehe- und/oder Erbverträgen helfen Notare bei der Gestaltung von Rechtsverhältnissen und vermitteln zwischen den Interessen der verschiedenen beteiligten Parteien.
Die konkreten Aufgaben eines Notars im Überblick
Die Aufgaben des Notars/der Notarin konzentrieren sich in erster Linie auf Folgendes:
- Die Beglaubigung von Unterschriften und die Beurkundung von Rechtsgeschäften.
- Außerdem fungiert ein Notar als Rechtsberater für alle beteiligten Parteien und berät sie über die Angemessenheit der Bedingungen eines Vertrags oder einer Urkunde. Unerfahrene Parteien sind bei dieser Vorgehensweise nicht im Nachteil. Die Parteien eines Vertrags oder einer Urkunde sind jedoch diejenigen, die die Bedingungen der Vereinbarung verfassen, und das tun sie in der Regel mit Hilfe eines Rechtsberaters.
Laut seiner Berufsbeschreibung gehören zu den Hauptaufgaben eines Notars die folgenden Rechtsgebiete:
- Immobilienrecht (z.B. Beurkundung von Grundstücksübertragungen)
- Erbschaftsrecht (z.B. Beurkundung von Testamenten)
- Die Beglaubigung von Vorsorgevollmachten oder Eheverträgen sind Beispiele für Bereiche des Familienrechts, die häufig beglaubigt werden.
- Gesellschaftsrecht (z.B. notarielle Beurkundung von Aktiengesellschaften oder Eintragung in das Handelsregister und Vereinsregister)
Notarielle Beglaubigung ist gesetzlich geregelt
Das deutsche Recht sieht sehr genaue Richtlinien dafür vor, ob bei einem Rechtsgeschäft die Anwesenheit eines Notars erforderlich ist oder nicht. Die notarielle Beurkundung von Dokumenten ist aus verschiedenen Gründen gesetzlich vorgeschrieben, unter anderem aus den folgenden:
- Kauf- und Verkaufsverträge, Unternehmensgründungsverträge und Erbschaftsverträge sind Beispiele für Verträge.
Testamente hingegen müssen nicht unbedingt von einem Notar beglaubigt werden, können es aber, wenn der Erblasser sich dafür entscheidet. Andererseits kann eine solche Beglaubigung hilfreich sein, wenn es zu Unstimmigkeiten über das Erbe kommt, die vor Gericht enden.
Was ist der Unterschied zwischen einer notariellen Beurkundung und einer notariellen Beglaubigung?
Bei einer notariellen Beurkundung prüft der Notar den Inhalt eines Dokuments in seiner Gesamtheit. Die vollständige Abschrift wird dann den Anwesenden vorgelesen und er belehrt sie über ihre gesetzlichen Rechte und Pflichten. Die notarielle Beurkundung besteht folglich in der fachkundigen und unparteiischen Beratung der Beteiligten. Der Gesetzgeber verlangt eine notarielle Beurkundung für Rechtsgeschäfte, die schwerwiegende Folgen haben, damit auch Menschen, die wenig oder gar keine Erfahrung mit dem Rechtssystem haben, die Auswirkungen der Vereinbarung verstehen können. Das gilt sowohl für den Kauf als auch für den Verkauf von Immobilien. Wenn ein Notar seine Pflichten während des Beurkundungsprozesses nicht erfüllt, ist er persönlich für alle daraus resultierenden Fehler verantwortlich. Notare müssen eine Berufshaftpflichtversicherung mit einer Deckungssumme von mindestens 500.000 Euro für jeden Vorfall abschließen, der durch die Police abgedeckt ist.
Nur die Originalität einer Unterschrift und ihrer Kopie kann durch eine notarielle Beglaubigung (Kopie) überprüft werden. Bei einer notariellen Beglaubigung prüft ein Notar nicht die Echtheit des Inhalts des unterzeichneten Dokuments.
Wie hoch sind die Notarkosten?
Notare erheben in der Regel Gebühren für ihre Dienste. Das Gesetz über Gerichts- und Notargebühren dient als Grundlage für die Berechnung der Notarkosten. Aufgrund der Art und Weise, wie das Gesetz die Gebühren regelt, ist es für jeden Bürger und jede Bürgerin möglich, die Dienste eines Notars oder einer Notarin in Anspruch zu nehmen, unabhängig von seinem oder ihrem aktuellen Vermögensstand. In den meisten Fällen sind abweichende Kostenvereinbarungen verboten und gelten als ungültig.
Unterschied zwischen Notar und Rechtsanwalt
Nach Artikel 2231 des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs sind Notare verpflichtet, ihre Aufgaben unabhängig und unparteiisch zu erfüllen. Um die Interessen ihrer Klienten effektiv zu vertreten, sind Anwälte hingegen verpflichtet, sich parteiisch zu verhalten. Auch für den Zugang zum Anwaltsberuf gibt es keine Hürden, allerdings sieht das Gesetz bestimmte Einschränkungen für den Zugang zum Notarberuf vor.
Notare werden auf Lebenszeit ernannt, wie in § 3 Absatz 1 der BNotO festgelegt. Wie lange ein Anwalt oder eine Anwältin den Beruf ausübt, ist ganz allein seine/ihre Sache. Die Verpflichtung zur Verschwiegenheit ist in beiden Berufen Standard.
Aufgaben eines Notars im Erbfall
Abwicklung des Testaments oder Erbvertrags
Zu den Aufgaben eines Notars im Erbfall gehört, dass das Testament oder der Erbvertrag ordnungsgemäß ausgefertigt wird. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die letztwillige Verfügung bei dem für den Nachlass des Erblassers zuständigen Amtsgericht eingereicht, wo sie bis zum Tod des Erblassers in amtliche Verwahrung genommen wird.
Wenn der Erblasser verstirbt, kann das Testament schnell ausfindig gemacht, zum Nachlassgericht transportiert und vom vorsitzenden Richter verlesen werden, wenn es auf diese Weise hinterlegt wurde. Außerdem wird der Notar, der die Hinterlegung vorgenommen hat, eine Meldung an das zentrale Testamentsregister machen.
Was darf ein Notar nicht?
Es verstößt gegen das Gesetz, wenn ein Beamter wie ein Notar die Beglaubigung einer Sache ohne triftigen Grund ablehnt. Er ist auf jeden Fall verpflichtet, die Beglaubigung abzulehnen, wenn er der Meinung ist, dass er dadurch in eine Position konkurrierender Interessen geraten würde. Das kann der Fall sein, wenn er ein Familienmitglied einer der Parteien, der Ehepartner einer der Parteien oder ein Verwandter einer der Parteien ist.
Unparteilichkeit eines Notars
Notare handeln im Gegensatz zu Rechtsanwälten nicht als Vertreter einer einzelnen Partei, sondern als völlig neutrale und unabhängige Hüter aller an einer Transaktion beteiligten Parteien. Notare sind ähnlich wie Richter/innen unabhängig tätig.
Notare haben nicht die Aufgabe, Streitigkeiten und andere Angelegenheiten verbindlich zu schlichten, da dies nicht zu ihrem Aufgabenbereich gehört. In dieser Hinsicht unterscheiden sie sich von Richtern, da ihre Hauptaufgabe darin besteht, die Streitparteien zu beraten und zu unterstützen. Sie haben die Möglichkeit zu entscheiden, ob sie den Ratschlag berücksichtigen wollen oder nicht.
Es ist nicht mehr zulässig, dass Notare in einer Angelegenheit als Notar tätig werden, in der sie bereits außerhalb ihrer offiziellen Funktion gehandelt haben. Dies geschieht, um die Möglichkeit eines Interessenkonflikts durch ihr Handeln auszuschließen. Daher kann ein Rechtsanwalt, der auch Notar ist, keine Beurkundung in einer Angelegenheit vornehmen, in der er (oder eine an der Sozietät beteiligte Person) bereits als Rechtsanwalt tätig war.
Das gilt auch dann, wenn der Anwalt und der Notar in derselben Sozietät sind. Der Rechtsanwalt/Notar darf jedoch nicht als Rechtsanwalt tätig werden, wenn er in derselben Angelegenheit bereits als Notar tätig war. Diese Regel gilt auch in umgekehrter Richtung. Da die Wahrung der Objektivität vor einem Notar von so entscheidender Bedeutung ist, muss die Formulierung “dieselbe Angelegenheit” weit ausgelegt werden.
Wie wird man Notar?
Wer Notar werden will, muss einen Abschluss in Rechtswissenschaften machen, ein Praktikum im juristischen Bereich absolvieren und eine staatliche Anwaltsprüfung bestehen. Darüber hinaus sind außergewöhnlich gute Prüfungsergebnisse eine Grundvoraussetzung für diese Position. Notare, die hauptberuflich arbeiten (Nurnotar), müssen eine Qualifikationszeit von drei Jahren als Notarassessor absolvieren.
Notare, die auch als Rechtsanwälte tätig sind, sogenannte Anwaltsnotare, müssen nachweisen, dass sie entweder mindestens drei Jahre lang als Anwalt gearbeitet haben oder seit mindestens fünf Jahren Mitglied der Anwaltskammer sind.